Tödliches Geheimnis

Es ist kein Geheimnis, schon gar kein tödliches: Stephan Hagenow hat einen gigantischen Output an Comicseiten. Kein Wunder, dass ihn unsere drei KOMMISSAR FRÖHLICH-Bände im letzten Jahr nicht ausgelastet haben. Und so hat er noch einen vierten Krimi-Comic gezeichnet. Diesmal aber nicht mit unserem knorrigen Kommissar Fröhlich, sondern mit Kommissar Antonio „Toni“ Markis. Und es handelt sich auch nicht um einen „gewöhnlichen“ Comic…

Während die Pädagogen der Republik noch darüber streiten, ob und wie Comics zur Stoffvermittlung dienlich sein könnten, werden anderswo bereits Nägel mit Köpfen gemacht. TÖDLICHES GEHEIMNIS ist ein Lernkrimi in Comicform, der in drei Geschichten mit begleitendem Vokabular und anschließenden Sprach- und Grammatikübungen Sprachschülern die deutsche Fremdsprache näherbringt. Die meisten Comicfreunde werden den Lerneffekt von Comics kennen: Beispielsweise sprächen viele von uns schlechter Englisch, wenn sie die trockene Schulpaukerei nicht zuhause durch amerikanische Comic-Heftchen aufgepeppt, und die Fremdsprache dadurch mit Leben erfüllt hätten. Genau dieses Prinzip wird hier genutzt. Das Duo aus Kommissar Toni und der Kneipenwirtin Katja erlebt Kriminalfälle um Mord, Falschgeld und Rache und ist zudem bestens geeignet, nicht nur die deutsche Sprache, sondern nebenbei auch einiges über die deutsche Gesellschaft und ihre Standards und Eigenheiten zu vermitteln. Und Stephan wäre nicht Stephan, wenn er die Geschichten von Autorin Andrea Ruhlig nicht spannend und hin und wieder auch deftig zu Papier bringen würde (siehe Ausschnitt unten). Das führt dazu, dass man den Band durchaus auch lesen kann, wenn man nicht die Sprache lernen muss – einfach als „normalen“ Comic, was auch schon Michael Hüster in einem Text für die Website des Comicvertriebs PPM betont hat.

TÖDLICHES GEHEIMNIS und andere Lernkrimis vom Lehrmittelverlag Compact (der übrigens nichts mit der gleichnamigen Zeitschrift zu tun hat) sind bestens geeignet, um spielerisch die deutsche Sprache zu lernen. Gerade in Zeiten, in denen viele Flüchtlinge und neue Mitbürger unsere schwierige Sprache lernen müssen, ist das ein sinnvolles und begrüßenswertes Unterfangen!

Stephan Hagenow, Andrea Ruhlig: Tödliches Geheimnis
Compact Verlag / A5 / SC / 80 Seiten / farbig / 12,99 Euro / ISBN 978-3-8174-1654-7

Neues vom Zebra XXXV

Auf eins kann man sich beim Anbruch eines neuen Jahres verlassen: Ein neuer Zebra Newsletter lässt gewiss nicht lange auf sich warten. Da kann man die Uhr nach stellen. Gerade ist die neue Ausgabe mit der beeindruckenden Nummer 35 erschienen! Auch beeindruckend: Das ist der zehnte Zebra Newsletter, auf den wir hier im Gringo-Logbuch hinweisen. Vor fünf Jahren ging der erste Zebra-Eintrag an dieser Stelle online. (Inzwischen sind uns die Überschriften ausgegangen, weswegen wir sie jetzt einfach durchnummerieren. Aber mit römischen Zahlen, das wirkt hochkulturell und ein wenig mysteriös.)

Los geht der neue Newsletter mit einem Trend, den Zebra-Mitarbeiter Rudolph Perez hier nicht nur aufzeigt, sondern auch vorletztes Jahr persönlich iniziiert hat: Den Trend zu Satz-Titeln. Titel wie „Ich habe Wale gesehen“ oder „Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein“ versuchen es, bekommen es aber natürlich nicht annähernd so gut und ausufernd hin, wie der Trendsetter „Als ich nicht gefunden hab, was ich suchte, habe ich diesen Band gekauft!“

Außerdem gibt es diverse Messeberichte, die ein heiter-pessimistisches Bild der letztjährigen Comic-Veranstaltungen zeichnen, eine Skandal-Dokumentation darüber, warum Rudolph Hausverbot bei der Ausstellung Comics! Mangas! Graphic Novels! in der Bonner Kunsthalle hat, eine Enthüllung über Georg K. Berres‘ heimliches Zweitleben als Dichter, eine Reklamation und eine Rekapitulation. Ich kann mich irren, aber dieser fünfunddreißigste Zebra Newsletter erscheint mir noch ironischer, noch bissiger, und noch lustiger als die 34 vorigen. Wie auch immer, auf den Splashpages könnt ihr euch ausgiebig selbst ein Bild machen:

Zebra Newsletter 35