Zum Jahresende ist traditionell die Zeit, um zurückzuschauen. Die größten Momente, die besten Filme, die beste Musik, … Auch die Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel, die ja inzwischen dank Lars von Törne ein unverzichtbares Medium für Comic-Berichterstattung geworden ist, beteiligt sich mit einer Bestenliste: Die besten Comics des Jahres. Jedes Mitglied der Expertenjury nennt seine Favoriten, und aus den vergebenen Punkten werden die Gewinner errechnet. Die Gesamtsieger wurden heute bekanntgegeben; so weit, so üblich. Was die Tagesspiegel-Aktion jedoch besonders macht, ist eine zusätzliche Leserbeteiligung: Die Leser der Hauptstadtzeitung sind ebenfalls aufgerufen, ihre Favoriten zu nennen. Sofern die Begründung lesenswert und originell ist, wird sie auf den Tagesspiegel-Seiten veröffentlicht. Dabei geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität: Auch eine nur einmal geäußerte Einzelmeinung kann, wenn sie gut und plausibel formuliert ist, veröffentlicht werden. Ein basisdemokratischer, geradezu anarchistischer Gegenpol zu den Expertenmeinungen und einmalig unter gängigen Preisverleihungen.
Bei so einer Aktion der Hauptstadtzeitung lässt sich die Berliner Sobottke-Army natürlich nicht zweimal bitten, und so ist KEINER KILLT SO SCHÖN WIE ROCCO von Gringo-Zeichner Bela Sobottke gleich drei mal vertreten. Wortgewaltig und humorvoll beschreiben die Teilnehmer ihren Lieblingscomic. Einer empfiehlt ROCCO als „ein munteres Werk, mit dem man in ein gewohnt detailgetreues, subdimensionales Berlin verduftet.“ und schlägt „nach der Vielzahl an Comics mit treuem Bezug zu unserer Hauptstadt (…) den Autor auch aus Dank für seine aktive Teilhabe an original Berliner Kulturgut vor“. Ein anderer lobt die „abstruse Geschichte mit coolen Charakteren und sehr liebevoll detaillierten Zeichnungen“ und bemerkt, dass es noch „bunter, wilder und anarchischer“ zugeht als in den Vorgängercomics. Einen dritten Leser überzeugte ROCCO „mit seiner Optik, seinem Witz, seiner Intelligenz, seiner Subtilität und (…) einer Prise gutem Trash“ woraufhin er das Fazit zieht: „Keiner überzeugt so schön wie Sobottke.“ Wow. Wir danken unseren Berliner Lesern, die sich hier als formulierfreudige Speerspitze der Gringo-Gemeinde empfohlen haben!