Retro-Recken

Irgendwo in den Tiefen des Gringo-Archivs ist dieses Foto aufgetaucht… Es zeigt zwei alte Haudegen der deutschen Comicszene, zwei Retro-Recken der Gringo-Familie: Stephan Hagnow (links, mit der Matte) und Geier (rechts, mit Haaren). Beide machen ja heutzutage durch ihre derbe Produktivität auf sich aufmerksam. Ersterer haut einen KOMMISSAR FRÖHLICH nach dem anderen raus (gleich erscheint Band 11) und Zweiterer schüttelt DOKTOR WER-Seiten wie ein Besessener aus dem Handgelenk und startet nebenbei noch als Ein-Mann-Verlag ein komplettes Comic-Magazin namens BG.

Tja, und die beiden haben schon gezeichnet, als viele von uns noch in die Windeln geknödelt haben. Dieses feine Foto müsste 1992 beim Comic-Salon Erlangen am Stand von Alpha entstanden sein. Der legendäre Verlag von U-Comix und Schwermetall, für den Stephan und Geier sowohl Alben als auch Magazin-Beiträge zeichneten, hat schon längst das zeitliche gesegnet – aber unsere Retro-Recken stehen immer noch. Holdrio!

Utopisches Comic-Jahrbuch

Kein ICOM Comic!-Jahrbuch ohne einen Artikel, der sich (mindestens am Rande) mit einem Gringo-Zeichner beschäftigt. So ist auch im Jahrbuch 2018 wieder ein interessanter Artikel mit Gringo-Relevanz enthalten: Holger Vallinga schreibt über die von 1987 bis 1994 erschienene Piccolo-Serie UTOPISCHE WELT. Die Reihe widmete sich formatunüblich nicht klassischen Abenteuer-Comics, sondern Horror- und SF-Comics nach Vorbild von Weird Fantasy und ähnlichen EC-Comics der 50er Jahre. Diverse deutschsprachige Comiczeichner wagten hier ihre ersten Schritte, und es waren im Laufe der 72 Ausgaben gleich vier spätere Gringo-Zeichner beteiligt: Stephan Hagenow, Geier, Martin Frei und Rudolph Perez. Die Hefte waren wild, rau und ungeschliffen und es konnte schonmal sein, dass der Maniac Cop auf Wolverine traf. Das ganze Unterfangen war einzigartig und sehr sympathisch. UTOPISCHE WELT ist eine Wiederentdeckung mehr als wert, und der Artikel im Jahrbuch ist ebenso vergnüglich wie verdienstvoll.

Das Comic!-Jahrbuch 2018 ist ab sofort für 15,25 Euro im Handel erhältlich.